Schnitt ist nicht gleich Schnitt
- Martin Orthuber
- vor 2 Tagen
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Wenn Barbara Gerlach, Gärtnermeisterin und LWK-zertifizierte Baumkontrolleurin nach FLL, über Bäume spricht, spürt man sofort: Das ist mehr als Fachwissen – das ist echte Verbundenheit.
Bei ihrem Vortrag „Bäume verstehen und richtig pflegen“ auf den Gehölz- und Staudentagen 2025 in Grünberg wurde das besonders deutlich. Mehrmals musste sie innehalten, als sie Bilder von mächtigen, aber durch falschen Schnitt zerstörten Baumriesen zeigte. Die Frage, die sie dabei immer wieder stellte:„Warum wurde hier überhaupt geschnitten – und warum so falsch?“
Viele der gezeigten Beispiele hatten eines gemeinsam:
Die Bäume wurden verletzt, statt gepflegt.
Schnittwunden, die nie verheilen können.
Kronen, die aus dem Gleichgewicht geraten.
Und Jahre später dann die Fällung – vermeidbar, wenn man den Baum vorher richtig verstanden hätte.
Gerlach erklärte eindringlich, wie unterschiedlich Baumarten auf Schnitt reagieren:
– Manche verschließen Wunden schnell und sicher,
– andere tun sich schwer, bilden Fäulen oder verlieren Stabilität.
Ebenso wichtig: Der richtige Zeitpunkt.
Manche Schnitte sind im Winter ungünstig, andere während der Vogelschutzzeit ökologisch problematisch – aber für den Baum genau dann am besten. Viele dieser Maßnahmen gelten rechtlich als Pflegeschnitt und dürfen durchgeführt werden, wenn sie fachlich begründet sind.
Ihr größter Appell: Keine Schnitte ohne Notwendigkeit.
Nicht jeder vermeintlich „kranke“ Baum muss gefällt werden. Nicht jede Höhlung ist ein Sicherheitsrisiko. Und vor allem: Altbäume sind nicht tot – sie sind voller Leben.
Sie bieten:
Rückzugsräume für Fledermäuse, Vögel und Insekten
wertvolle Nischen für gefährdete Arten
Strukturvielfalt, die junge Bäume erst nach Jahrhunderten erreichen
In Skandinavien, berichtete Gerlach, werden solche Bäume oft geschützt, manchmal sogar verehrt. Bei uns verschwinden sie hingegen immer weiter – obwohl sie durch keine Ausgleichspflanzung ersetzbar sind.



